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Französische Banken sind robust aufgestellt – trotz schwacher heimischer Wirtschaft
Wirtschaftliche Abschwünge haben in der Regel direkte Auswirkungen auf Ertragskennzahlen und die Bilanzen von Banken. Der Grund: Die Kreditnachfrage lässt in wirtschaftlichen Abschwüngen in der Regel deutlich nach. Zugleich erhöht sich die Anzahl von Unternehmensinsolvenzen und notleidenden Krediten.
Auch die französischen Banken konnten sich dem wirtschaftlichen Abschwung in den vergangenen Jahren nicht entziehen. Scope Ratings beobachtet eine starke Korrelation zwischen dem Wirtschaftswachstum und der Profitabilität französischer Banken (gemessen als „Return on Equity“ vs. „GDP Growth“ – Details in der Studie ab Seite 3).
Interessant ist jedoch, dass sich die Ertragssituation der französischen Banken in den Jahren 2012 und 2013 von der wirtschaftlichen Entwicklung zum Teil entkoppeln konnte (siehe Abbildung 2 der Studie). Auch die Asset-Qualität der Banken wurde von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Frankreich nur gering beeinflusst. Die inverse Korrelation zwischen den Risikokosten („Cost of Risk“ – Wertberichtigungen im Verhältnis zum Kreditportfolio) und der Wachstumsrate der französischen Wirtschaft ist vergleichsweise gering (siehe Abbildung 3 der Studie).
Kreditportfolios mit niedrigem Risikoprofil
Für diese Entkoppelung gibt es zwei Erklärungen. Erstens, die Kreditportfolios französischer Banken sind vergleichsweise risikoarm und werden vor allem von privaten Hypothekendarlehen und langfristigen Unternehmenskrediten dominiert (siehe Abbildung 4 in der Studie). Insbesondere der französische Hypothekenmarkt gilt aufgrund von Besonderheiten bei der Ausgestaltung und Vergabe als vergleichsweise risikoarm (siehe Seite 8 der Studie). Gleiches gilt für Verbraucherkredite, die in Frankreich umfassend reguliert sind.
Lerneffekt aus früherer Bankenkrise
Die zweite Erklärung: In den 1990er Jahren steckten französische Banken in einer schweren Krise, die ihren Höhepunkt im Zusammenbruch einer der größten Banken des Landes (Crédit Lyonnais) hatte. Die Hauptgründe für die damalige Bankenkrise waren vor allem die rasche Deregulierung und das Platzen einer Immobilienblase.
In der ab 1996 anschließenden Konsolidierung haben zahlreiche französische Banken wie zum Beispiel BNP Paribas ihre Geschäftsmodelle neuausgerichtet, Kosten reduziert und vor allem ihre Präsenz in anderen Märkten verstärkt und somit ihre Ertragsbasis diversifiziert. Auch jene Banken, die stärker auf den heimischen Markt fokussiert blieben wie zum Beispiel BPCE, Crédit Mutuel or Crédit Agricole, profitieren heute von den aufsichtsrechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen des Französisch-Bankensystems. Dies federt den Einfluss der wirtschaftlichen Schwäche auf die Ertragssituation der französischen Banken ab.
Scope Ratings französischer Banken
Im April hat Scope Ratings die folgenden Ratings für große französische Banken vergeben:
- BNP SA: AA-
- BPCE SA: A+
- Credit Agricole SA: A
- BFCM (Credit Mutuel): A
- Societe Generale SA: A